Frühzeit der Papierherstellung

Hadern sind die zerkleinerten Textilfasern, die man zur Herstellung von besonders wertvollem Papier benötigt. In der Frühzeit der Papierherstellung, als man noch keinen Zellstoff kannte, waren sie sogar die einzige Rohstoffquelle. Da man aber im Mittelalter nicht die Mengen Textilien besass wie heute, wurden nur die alten Lumpen zur Papierherstellung abgegeben, die nun wirklich niemand mehr anziehen wollte. Normalerweise waren die Dinger dreckig, oft war jemand darin gestorben etc. Nach der Pest erlebte aus diesem Grund die Papierherstellung in Europa eine Blüte…

Die Frauen, die die Lumpen zerkleinern mussten, sassen auf einer Bank, auf der ein nach oben gestelltes Messer montiert war. An diesem Messer zerrissen sie den Stoff, bevor er gereinigt wurde. Man kann sich vorstellen, was passierte, wenn sich eine der Damen in den Finger geschnitten hatte.

Den Männern ging es allerdings nicht viel besser, da man glaubt, dass die Papierherstellung am besten mit kaltem Wasser funktionierte, fingen die Jungs um 3.00 Uhr in der Frühe an Papier zu schöpfen, dabei waren sie mit den ganzen Oberarmen im Wasser. Gicht und andere fiese Krankheiten waren die Folge.

Der Vorgang des Schöpfens

Diese feinzerfaserte Masse gelangt mit viel Wasser in die Bütte des Papiermachers. Danach wird gerührt, gerührt und nochmals gerührt, um eine absolut gleichmäßige Verteilung der Fasern in der Bütte zu erreichen. Geschöpft wurde Seite für Seite.

Das feinmaschige Papiersieb muss möglichst waagerecht aus der Bütte gehoben werden, sodass eine gleichmäßig dicke Schicht von Papierfasern entsteht und dann ist die Blattbildung im Prinzip abgeschlossen. Frisch aus der Bütte wird die von Wasser triefende Faserschicht auf Filztüchern abgelegt und gepresst (gegautscht).

Noch hat das Blatt die Beschaffenheit von Löschpapier und ist nicht beschreibbar. Damit die Tinte in den Fasern nicht verläuft, wird das Blatt in tierische Leime (Hausenblase, ein Fischleim, der aus der Innenhaut der Schwimmblase vom Hausen (Stör) gewonnen wird oder Gelatine, die aus Knochen und Häuten hergestellt wird und ein besonders reiner Leim mit großem Gehalt an Glutin ist) getaucht, getrocknet und dieser Vorgang wird noch mehrmals wiederholt. Dies stellt eine zeitraubende Arbeit dar. In dem Masse, wie das Fasergefüge sich verdichtet, gewinnt das Blatt an Stabilität. Unter dem Druck der Presse verfestigt sich das Papier endlich soweit, dass es als einzelnes Blatt im wahrsten Sinne des Wortes handhabbarer wird. Jede Seite musste mehr als ein halbes Dutzend Arbeitsgänge durchlaufen, wobei den Papiermachern vor allem der Umgang mit den tierischen Leimen buchstäblich stank.

Alte Papiere waren auch oft ungeleimt. Das Leimen derselben musste in dem Fall der Buchbinder besorgen.
Bis die Baumharzleimung damit ein Ende machte. Diese Erfindung ließ für die Papiermacher gleich zwei Wunschträume in Erfüllung gehen:
– Baumharzleim stank nicht
– der Leim konnte der Papiermasse direkt in die Bütte beigegeben werden.
Allerdings musste dieses alkalische Baumharz (in Alkali-Natronlauge gelöst), damit es bei der Blattbildung nicht aus dem Blatt herausgewaschen wurde, gefällt werden, damit es auf den Fasern fixiert wurde. Das Universalmittel für diese Fixierung ist im leicht sauren Milieu befindliche Aluminiumsulfat. 1806 erfindet Moritz Illich die Baumharzleimung und bringt damit aber eine Chemikalie in die Bütte, die eine Katastrophe auslösen wird: das Aluminiumsulfat.
Zunächst herrschte Jubel: die Massenpapierherstellung wurde möglich.
Aber: Aluminiumsulfat setzt mittelfristig Schwefelsäure in Papier frei. Dies wirkt sich verheerend auf Papier aus: die Ketten der Zellulosefasern werden zerstört. Dieser Prozess zieht sich über 5 bis 7 Jahrzehnte hin.
Die Alternative wurde erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts entdeckt: alkalische (oder neutrale) synthetische Leime.
aus Cockerell

Qualitätsregeln für Bücherpapiere, die für Veröffentlichungen von dauerndem Wert gebraucht werden:

  • Fasern: Nicht weniger als 70% Fasern für Klasse a.
  • Leim: Nicht mehr als 2% Harz und mit normaler Säure reinen Alauns appretiert.
  • Beschwerung: Im ganzen nicht mehr als 10% mineralischer Stoffe (Asche)

Papierleimen

Das Papier in alten Büchern ist oft weich und wollig. Das kommt daher, dass die Leimung verdorben ist. Solches Papier kann durch Nachleimen oft völlig festgemacht werden. Alte Papiere waren auch oft ungeleimt. Das Leimen derselben musste der Buchbinder selber besorgen. Als Leim löst man eine Unze Hausenblase oder gute Gelatine in einem Quart Wasser auf. Dies muss bei mäßiger Erwärmung eine klare Lösung geben und sollte bei einer Temperatur von ca. 65°C verwendet werden. Man muss darauf achten, nicht zu schnell zu erhitzen, sonst brennt die Lösung an und wird braun.
Hausenblase ist Fischleim, der aus der Innenhaut der Schwimmblase vom Hausen (Stör) gewonnen wird.
Gelatine ist aus Knochen und Häuten hergestellter, besonders reiner Leim mit großem Gehalt an Glutin. Sie ist leicht wasserlöslich.
Gelatine sollte niemals nur nach dem Augenschein beurteilt werden. Ihre Reinheit kann man sehr leicht folgendermaßen feststellen: Weiche sie in kaltem Wasser auf, dann gieße etwas heißes Wasser darüber. Ist sie rein, so entsteht eine dickflüssige, klare strohfarbene, geruchlose Lösung; ist sie aber aus unreinen Materialien hergestellt, so strömt sie einen hässlichen Geruch aus und bildet eine gelbe, leimartige Masse.

Pergament

Über die Pergamentherstellung heißt es in einer um 800 in Italien verfassten Handschrift:
Wie Pergament hergestellt werden soll:
Lege die Haut in Kalkwasser und lasse sie drei Tage in ihm liegen. Spanne sie dann in einem Gestell aus, schabe sie auf beiden Seiten mit einem Messer ab und lasse sie trocknen.´
Pergament wird aus den Häuten von Ziegen, Schafen und Kälbern hergestellt. Erst nachdem die abgezogenen Häute in einem Kalkbad eingeweicht worden sind, kann man die restlichen Haar- und Fleischreste entfernen, sodass die Haut glatt wird. Hat man die Haut mit einem Schabeisen gereinigt, wird sie zum Trocknen in einem Holzrahmen aufgespannt. Hierzu werden Klammern an den Rändern der Haut angebracht. die Stricke erlauben es, dass man die nasse Haut je nach Trocknungsgrad im Holzrahmen nachspannen kann. Pergament war im Mittelalter der Beschreibstoff. Im Unterschied zum Papyrus zeichnete sich Pergament durch seine Geschmeidigkeit und Haltbarkeit aus. Man benötigte zur Herstellung eines Buches ganze Tierherden, deren Häute die klösterliche Pergamenterei verarbeitete. In einem der letzten Arbeitsgänge schabt man mit einem halbmondförmigen Schabeisen noch kleine Fleisch- und Hautreste ab, damit die Oberfläche des Beschreibstoffes gleichmäßig glatt wird. Erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts ersetzte man das teure, aufwendig hergestellte Material Pergament durch einen neuen Schriftträger: durch Papier, das auf Vermittlung der Araber nach Europa gelangt war.